Kreisel Electric

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Das Thema Elektromobilität lässt derzeit die Börse verrückt spielen. Anfang April war Tesla an der Börse plötzlich mehr wert, als General Motors. Und das, obwohl die Elektro-Karossen in den letzten fünf Jahren 2,3 Milliarden $ Verlust machten, während General Motors 26 Milliarden Gewinn einspielte. Die Investoren pumpen Geld in den Markt, als hätte gerade eine technische Revolution bei den Batterien stattgefunden. Dabei handelt es sich bei den derzeit noch verwendeten Lithium-Ionen Akkus um eine Technologie aus den 90ern, die nur langsam effizienter wird. Ausgerechnet ein Unternehmen aus Österreich könnte in der langsamen Evolution jetzt einen gewaltigen Satz nach vorne machen!

Mit seinen rund 7500 Einwohnern ist Freistadt in Oberösterreich eine recht beschauliche Gemeinde. Erwähnenswert ist die Braukommune, die jedem Bürger das Recht auf Bier garantiert, oder die fast noch vollständig erhaltene Befestigungsanlage. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, dass sich hier im Mühlviertel eine technische Revolution abspielt. Und dennoch haben die Gebrüder Kreisel ein globales Echo ausgelöst.
Mit Arnold Schwarzenegger haben sie gemeinsam eine Mercedes G-Klasse auf elektrischen Antrieb umgerüstet, mit 300 km Reichweite und einer besseren Beschleunigung als der stärksten Serienversion. Nun hofft man auf gute Kontakte in das technikverliebte Kalifornien, wo ohnehin Goldgräberstimmung herrscht. Ein besseres Testimonial hätte man sich für Marketing Aktivitäten nicht wünschen können, denn dies ist auch eine Stärke der „Kreisel Electric GmbH“. Das Logo zB. besteht aus drei ringförmig angelegten K´s, für jeden der Brüder eines, und weil es so gut gelungen ist, wurde es gleich als Grundriss für die neue Firmenzentrale verwendet, welche dieses Jahr im September eröffnet wird.

Was genau macht Kreisel aber nun so interessant, dass man sie im gleichen Atemzug mit Tesla nennt? Das nötige Selbstvertrauen in diesen Zukunftsmarkt holt man sich über eine eigene Batterietechnologie, auf welche auch schon zwei Patente angemeldet sind. Zwei Aspekte der Produktion sind bei ihren Batterien anders, als bei anderen Herstellern. Zum einen umfließt eine nicht leitende Flüssigkeit die Zellen, was entweder zur Erwärmung oder Kühlung dienen kann. Zum anderen verwenden sie beim schweissen der Akkus eine Lasertechnologie, die bei der Massenproduktion viel Zeit sparen könnte. Das alles passiert bei besonders geringem Gewicht und verminderter Brandgefahr, erhöhter Reichweite, schnelleren Ladezeiten, und längerer Haltbarkeit der Akkus.

Obwohl die Firma noch keine drei Jahre existiert, haben sie ein Elektrofahrzeug gebaut, neben dem sogar ein Tesla geradezu bieder aussieht. Mit dem Modell „910“ hat Porsche in den 1960ern ein legendäres Rennauto geschaffen, das vor allem Bergrennen dominierte. Die „Evex Fahrzeugbau GmbH“ baut diesen Klassiker in Kleinstserien nach, Kreisel bietet elektrische Versionen an, deren größter Unterschied das fehlen des röhrenden Sounds ist. Dafür haut es einem bei den technischen Daten die Kinnlade runter! Mit einer Beschleunigung von 0 – 100 km/h in 2,5 Sekunden rangiert er im Weltrekord Bereich, die Reichweite von 350 km sollte auch für längere Spritztouren reichen. Bei einem Preis von rund einer Million € wird er wohl eher selten als einziger Wagen in der Garage parken, aber dort ist er Dank einer intelligenten Technik nicht zum tatenlosen rumstehen verdammt: als bi-direktionaler Speicher kann der Wagen mit seiner 53 kWh Batterie dem Haus-Energiemanagement zur Verfügung stehen, was insbesondere Besitzern einer Photovoltaik-Anlagen sehr von Nutzen wäre.

Das Interesse der Brüder an dieser Technik ist kein Zufall. Mit ihrer Technologie wollen sie auch am relativ neuen Markt der Heimspeicher mitspielen, dem vor allem Elon Musk ein globales Wachstum zutraut. Mit der Tesla Powerwall ist die Firma aus Palo Alto schon seit 2015 auf dem Markt, und liefert bereits die zweite Generation aus. Noch im Jahr 2017 will auch Kreisel den eigenen Heimspeicher namens „Mavero“ weltweit anbieten.

Obwohl die Brüder Kreisel bereits Fahrzeuge aus allen Sparten auf Elektroantrieb umgebaut haben, wollen sie sich von ihrem Tüftlerimage distanzieren. Vielmehr ist man am “Big Picture” interessiert, will zukunftsweisend in der Elektromobilität sein, und auch an Konzepten für Energiemanagement und flächendeckender Ladestationen arbeiten. Seit geraumer Zeit wird Kreisel Electric ein Nahverhältnis zu Volkswagen nachgesagt, was sie theoretisch in Sphären katapultiert, von denen Tesla nur träumen kann. Eine Kooperation mit der Porsche Holding ist offiziell bestätigt, darin heißt es, man habe sich die Vertriebsrechte für die Speichertechnik von Kreisel Electric gesichert.

Auf die Kooperationen angesprochenbestätigt Kreisel aber nochmal seine globalen Ambitionen: „Wir sind in Verhandlungen mit fast allen großen Autoherstellern. Wir wollen mit unseren Lösungen Elektromobilität alltagstauglich machen, und arbeiten deswegen mit der gesamten Autoindustrie zusammen, und konzentrieren uns nicht auf einen bestimmten Anbieter.“


„(R)Evolution!“

Interview mit Franz Kero, Markanalyst mit über 10 Jahren Erfahrung bei Magna Steyr

Franz Kero, Magna

Kommt nun endlich das Elektroauto für die Massen?
Früher oder später sicher, aber ein echter Durchbruch wird noch durch die Lithium Ionen Technologie verhindert.

Es hängt also von der nächsten Batterietechnologie ab?
Ja, denn die aktuelle Technologie ist eigentlich recht alt. Die E-Mobilität wird durch die Faktoren „Range, Infrastructure, Price“ (Reichweite, Infrastruktur, Preis) bestimmt. Sowohl Reichweite als auch Preis sind bei Lithium Ionen Akkus der Flaschenhals.

Werden diese Akkus nicht immer besser?
Selbst wenn sie wesentlich besser würden, wäre noch immer der Preis ein Problem. Ausserdem sprechen wir hier von extremen Umweltbelastungen, wenn man an die Menge Lithium kommen will, mit der man einen Massenmarkt für Autos beliefert.Oft lagert das Lithium tief unter der Erde eingeschlossen in Pegmatit, also in erkaltetem Magma. Das macht den Abbau kompliziert und teuer.

Ist das Elektroauto also doch noch Illusion?
Nein, auf keinen Fall. Viele Leute die jeden Tag zur Arbeit fahren und mehrere Lademöglichkeiten haben, schätzen bereits jetzt ihre Elektrofahrzeuge. Aber ein Großteil der Fahrer will nach wie vor in 3 Minuten soviel getankt haben können, dass man damit 1.000 Kilometer fahren kann, und zwar überall auf der Welt.

Steht die nächste Batterietechnologie schon fest ?
Natürlich wird mit Hochdruck geforscht, und es gibt bei verschiedenen Technologien Vor & Nachteile. Nehmen wir als Beispiel die Aluminium-Ionen Batterie. Aluminium ist das häufigste Metall der Erde, extrem billig, und hat sehr gute Leitfähigkeit. Aber ist gibt Defizite mit der Spannung, was wiederum mehr Forschung und Investitionen bedeutet.

Wann kommt die nächste Batterie Generation?
Egal von welcher Technologie wir jetzt ausgehen, es befindet sich alles noch in der Grundlagenforschung. Bis 2025 werden wohl noch weiterhin Lithium-Ionen Akkus verbaut. Die Euphorie die derzeit herrscht bringt zwar frischen Wind in die Branche, aber auch sie wird erst mal abkühlen.