Die deutsche Spieleschmiede Crytek dominierte in den frühen 2000ern die Schlagzeilen der gaming Branche, als sie mit “Far Cry” einen Überraschungshit landeten, welcher graphisch seiner Zeit weit voraus war. Nachdem die Rechte an Ubi Soft verkauft wurden, welche „Far Cry“ zu einer echten Cash Cow machten, arbeiteten die Leute von Crytek schon am nächsten Game: Crysis. Die Ambitionen waren so hoch, dass die Hardware Anforderungen für Jahre die Referenz beim Kauf eines Gaming PC’s blieben.
In letzter Zeit wurde es etwas ruhig um Crytek, daher überraschte es mich umso mehr, als ich vom neuesten Projekt der deutschen Schmiede hörte. Anders als bisher, wurde fast schon still und heimlich an dem Projekt geschraubt, man vermied es offenbar bewusst im Rampenlicht bei jedem seiner Schritte verfolgt zu werden. Auch die Tatsache dass das Game im early access über Steam erhältlich war, passte so gar nicht zur bisherigen Firmenpolitik. Überhaupt ist die Entstehung von „Hunt: Showdown“ von vielen Planänderungen gezeichnet, so sollte es zu Beginn ein Free to Play Battle Royal Spiel mit bezahlbaren Inhalten werden, um schlussendlich als klassisch kaufbares Spiel auf PC und später auch Konsolen zu landen.
Bleiben wir vorerst bei dem was das Game auszeichnet. Der Shooter spielt im Louisiana der 1880er Jahre, und stellt eine Synergie zwischen dem Western und Horror Genre her. Der Coop Online Shooter überzeugt vor allem mit düsterer Atmosphäre und grotesken Monstern die dem Lovecraft Universum entsprungen zu sein scheinen. Anders als Fornite, mit seiner ultrabunten Comic Optik, stellt Hunt: Showdown quasi den Gegenpol dar – die Farben schwarz, braun und grün stellen des Großteil des Farbspektrums dar. Die Schusswaffen sind bis zu 140 Jahre alt, und dementsprechend archaisch wirkt es, sich mit Monstern oder anderen Jägern zu duellieren. Ob man jetzt mit einer Mauser C96 oder einem anderen historischen Instrument schießt, die Waffen sind Crytek verdammt gut gelungen. Alte Waffen klingen auch in der Realität anders als moderne Pistolen, und in “Hunt: Showdown” kommt somit echtes Wildwest Flair auf – mit dem einzigen Unterschied vielleicht, dass die Pistolen und Revolver viel präziser sind, als sie es damals waren.
Wer sich von Crytek jetzt automatisch eine neue Referenz in Sachen Grafik erwartet, wird wohl etwas überrascht sein. Hunt: Showdown hat zwar solide und schön düstere Optik, aber spielt bei weitem nicht in der Liga eines Red Dead Redemption 2 mit. Insbesondere im Detail fällt einem hier und da auf, dass es sich eher um ein Spiel mit mittleren Budget handelt. Allerdings stört das nicht sonderlich, dieses winzige Manko macht es wieder mit tollem Sound, stimmiger Musik und einem einzigartigen Gameplay wieder wett.
Das Spielprinzip variiert je nach Modus um folgende Aufgaben: man beginnt in der Sumpfwelt mit meist geringer Ausrüstung. Mittels Taste aktiviert man die „Nachtsicht“ und sucht nach den Orten für die ersten Hinweise, man braucht sie um den Endgegner zu finden, welcher eine riesige Spinne ist, deren Seele man verbannen muss. Sobald man das geschafft hat, ist man auf der Karte für alle anderen Spieler sichtbar, und man muss seine Position verteidigen. Hier brilliert “Hunt: Showdown” mit seinen abwechslungsreichen Spielphasen, die echte Spannung ins Gameplay bringen, und zwar mehr als die meisten anderen vergleichbaren Games. Die Spannung wird somit von allen Seiten hochgeschraubt – monströse Gegner, der Schrecken des Permadeath, vom Jäger zum gejagten werden – Hunt: Showdown bringt nach den in Crysis so oft gehörten Schlagwörtern wie Maximum Power oder Maximum Shield nun ein völlig neues Genre: Maximum Horror!